Camper4Two

NISSAN NV200 - Camper Ausbau für Zwei


Wir wollen uns einen Campervan bauen!

Nach vielen Diskussionen mit unseren Freunden und Besuchen bei verschiedenen Messen haben wir uns entschieden einen Mini-Camper nach unseren eigenen Vorstellungen zu bauen. In erster Linie wollen wir dadurch unseren Radius bei Wochenendausflügen erweitern, da wir dann nicht immer von zuhause aus zu unseren Wanderungen und Radtouren aufbrechen müssen. Unser (einziges) Auto muss gleichzeitig jedoch absolut alltagstauglich sein und auf normale Parkplätze passen. Im Normalfall genügen uns zwei Sitzplätze. Ohne großen Aufwand soll sich darin aber unsere Sportausrüstung verstauen lassen. 

Sollten wir bei unseren Trips keine geeignete Übernachtungsmöglichkeit finden, so wäre es schön, wenn wir zur Not in unserem Auto schlafen könnten. Keinesfalls wollen wir beide aber ein klassisches Wohnmobil, denn das wäre uns im Stadtverkehr viel zu unhandlich. Wie schon gesagt, unser Auto ist ausschließlich für Wochenendtouren gedacht. Wir haben nicht vor längere Zeit darin zu übernachten.

Es gibt zahlreiche Ausbauten für Fahrzeuge in VW-Bus Größe, jedoch fast alle Hersteller versuchen die hintere Sitzreihe zu erhalten. Das hat vermutlich historische Gründe (der Ur-Bully hatte den Motor hinten), führt aber zu erheblichen Einschränkungen bei der Konzeption des Innenausbaus. Der Transport von sperrigen Gegenständen innerhalb des Autos (wie z. B. Fahrrädern) ist nahezu ausgeschlossen. Wir haben uns deshalb für einen anderen Weg entschieden.

Folgende Punkte sind uns wichtig:

  • Unser Auto soll nicht größer sein, als ein normaler PKW.
  • Ohne großen Aufwand wollen wir zwei Fahrräder oder unsere Skiausrüstung darin verstauen können.
  • Bei schlechtem Wetter soll man zu zweit darin sitzen und sich ggf. umziehen können.
  • Es soll eine Notübernachtungsmöglichkeit für zwei Personen (mit einer minimalen Bettgröße von 140cm x 190cm) geschaffen werden können.
  • Unser Auto soll absolut unauffällig sein und nicht wie ein Wohnmobil aussehen.

 

Auswahl des Fahrzeugs

Nach sorgfältiger Sondierung des Marktes haben wir uns aus folgenden Gründen für einen Nissan NV200 Evalia als Basisfahrzeug entschieden:

  • Außenlänge nur 4,4 m. (bei einer nutzbaren Innenlänge von bis zu 2,8 m)
  • Außenhöhe nur 1,9 m, er passt also in alle Tiefgaragen.
  • Größte nutzbare Innenhöhe seiner Klasse (1,31m).
  • Beidseitig Schiebetüren
  • Absolut ebener Boden
  • 5 Jahre Garantie

Konzeption

Unseren Nissan haben wir mit folgenden Einbauten ausgestattet:

  • Längssitzbank 190 cm x 70 cm, in 10 Sekunden aufklappbar zum Doppelbett 190 cm x 140 cm. Dank der beidseitigen Schiebetüren kann man nachts das Auto verlassen ohne über den Partner krabbeln zu müssen.
  • Unter der Bank Stauraum für 3 Eurokisten 60 x 40 x 32 cm (oder zwei Kisten + WC). Im Fahrzustand bleibt neben der Sitzbank Platz  (190 x 60 x 128) für unsere beiden Fahrräder.
  • Ausziehbare Heckküche mit Gaskartuschenkocher (1-flammig), Arbeitsfläche, Spüle, 12 Liter Frischwasser, 12 Liter Abwasserkanister. Die Küche (unter der Hecktür) hat eine angenehme Arbeitshöhe von 85 cm und eine Stehhöhe von 192 cm. Zur Erweiterung der Nutzfläche können wir ein Zelt über die Hecktür stülpen. Es entsteht dann ein geschützter Vorraum, der sich auch zum Umziehen oder Duschen eignet.
  • Montage eines Drehsitzes auf der Beifahrerseite, so dass wir bequem zu zweit (einer auf der Sitzbank, einer auf dem Drehsitz) essen können. Verstauen können wir den Tisch in der Nische der Schiebetür auf der Fahrerseite.
  • Mobile Kühlbox, verstaut hinter dem Fahrersitz
  • Bei Bedarf können wir (statt unserer Fahrräder) auf der Beifahrerseite den serienmäßigen Klappsitz montieren. Dann können wir auch einen Gast mitnehmen.
Eine längere Diskussion führten wir darüber, ob der Einbau einer Diesel-Standheizung für uns ein großer Komfortgewinn wäre. Wir haben uns letztendlich dagegen entschieden, da wir nie genau sagen können, wann wir nach unseren Touren zu unserem Auto zurückkehren werden. Das Auto stundenlang vorzuheizen nur um uns im Winter im Warmen umziehen zu können, das wäre nicht sehr ökologisch. Meist starten wir sowieso gleich mit der Rückfahrt, nach wenigen Minuten wärmt der Motor.

Der Diesel-Verbrauch hat sich durch den Umbau nicht erhöht. Er blieb bei 5,8 Litern auf Langstrecken und bei etwa 6,5 Litern im Stadtverkehr.

 

 

Standard

 1.) Standardkonfiguration mit Längsbank und Platz für 2 Personen + 2 Fahrräder

Doppelbett

2.) Konfiguration in der Nacht mit Doppelbett 190cm x 140cm

Gaestesitz

3.) Sitzplätze für 3 Personen bei montiertem, serienmäßigen Evalia-Klappsitz in der 3. Reihe 

4 Personen

4.) Platz für 4 Personen bei zusätzlich montiertem Seriensitz in der 2. Reihe

Hinteres Bettteil geklappt

5.) Es bleibt viel Bewegungsraum, sofern nur der hintere Teil des Doppelbettes ausgeklappt wird

Nissan mit Tisch

6.) Mit Schwenktisch und gedrehtem Beifahrersitz als Essplatz für 3 Personen


Photos von unserem Mini-Camper


Innenausbau unseres Autos mit Platz für zwei (unzerlegte) Fahrräder
Nissan NV200 Bike


Bett 190 x 140 durch einfaches Aufklappen der Platte. Matratzen aus 8cm dicken Kaltschaum + einem 10mm dicken Kunststoffgewebe zur Hinterlüftung gegen Schwitzwasser.
Nissan NV200 horizontal


Ausziehbare Heckküche mit Arbeitsfläche, Kocher und Spüle
Nissan NV200 kitchen


Nissan NV200 kitchen


Es bleibt viel Bewegungsfläche falls nur der hintere Teil des Doppelbettes ausgeklappt wird
Nissan NV200 Sitzbank

Seit Februar 2018 sogar mit einer Tür vor dem WC Nisssan NV200 WC-Door

Esstisch für 3 Personen mit ausreichend Raum für die Füße
Nissan NV200 Sitzgruppe



Blick nach vorne mit gedrehtem Beifahrersitz
Nissan NV200 Blick nach vorne


Alternativ: Montage eines Gästesitzes (statt der Fahrräder)
Nissan NV200 Sitzbank


Oft werden wir gefragt: Wo verstaut ihr die Kühlbox? Hinter dem Fahrersitz oder nachts auf dem Boden
Nissan NV200 Fridge


Unser Lounge-Sofa zum Relaxen und unsere selbstgenähten Fensterkoffer
Nissan NV200 Lounge-Sofa


Heckzelt zur Erweiterung der Nutzfläche
Nissan NV200 Zelt





Video 





Konstruktion

Den gesamten Innenausbau haben wir aus 15mm starkem, beschichtetem Pappelsperrholz hergestellt. Die Kanten wurden mit Biowachs versiegelt, auf Umleimer haben wir bewußt verzichtet. Befestigt ist die Konstruktion an den Bolzen und dem U-Bügel für den 6. Sitz so wie an den werkseitig vorhandenen Verschraubungen für die 2. Sitzreihe über L-Winkel.  

Wir schlafen auf zwei 8cm dicken Kaltschaummatratzen, von denen eine tagsüber als Rückenlehne dient. Um den serienmäßigen Teppichboden zu schonen, haben wir auf einer 6mm dicken Sperrholzplatte einen robusten Vinylboden verlegt. Der gesamte Innenausbau läßt sich problemlos und ohne Beschädigungen des ursprünglichen Basisfahrzeugs bei Bedarf wieder entfernen. 

 

 

Horizontalschnitt durch den Innenausbau

Nissan NV200 horizontal

 

Vertikalschnitt durch den Innenausbau 

Nissan NV200 vertikal


Technik

Nach unserer Ansicht sollte beim Umbau des Nissan NV200 in einen Camper möglichst wenig an der vorhandenen Verkabelung verändert werden. Eine vollständige Trennung der Installationen zwischen dem Fahrbetrieb und dem Betrieb als Wohnmobil wäre sowieso nicht möglich, da im Motorsteuergerät auch Funktionen wie z. B. die Zentralverriegelung (Keyless Go) abgelegt sind.

Ob eine Zweitbatterie (Bordbatterie) benötigt wird, hängt in erster Linie davon ab, welche neu hinzukommenden Verbraucher die bisherige Batterie zusätzlich belasten werden. Um mehr Klarheit zu erhalten, haben wir den Stromverbrauch der einzelnen Geräte gemessen:

  • Serienmäßige Innenbeleuchtung (nach dem Austausch gegen LEDs): 6 Watt
  • Radio (Nissan Connect System): 16 Watt
  • Wasserpumpe: 18 Watt 
  • Kühlbox: 54 Watt
Dabei fiel uns auf, dass unser Nissan (nachdem alle Lichter verloschen sind) fast eine Minute lang noch 15 Watt zieht. Für was, ist uns bisher unklar.

Sollten wir uns später doch noch für eine Standheizung entscheiden, kämen nochmals 29 Watt während der Betriebszeit und ein hoher Einschaltstrom beim Start hinzu.

Auflademöglichkeit E-Bike
Um die Akkus unserer E-Bikes aufladen zu können waren wir bisher immer auf einen örtlichen 230 V Festnetzanschluss angewiesen. Das zwang uns oft dazu abends einen Wohnmobilstellplatz (oder einen Gasthof/Winzer) ansteuern zu müssen. Nicht immer war das problemlos möglich.
Wir haben uns daher im Sommer 2020 entschlossen bei unserem Mini-Wohnmobil nun doch ein Bordnetz zu installieren. Ein erheblicher Aufwand! Der Stauraum hinter dem WC (siehe Pläne) musste für die gesamte Technik genügen. Die Kapazität unserer Bordbatterie reicht nun aus um zumindest 1x vollständig einen E-Bike Akku mit 400 Wh aufladen zu können.
Technische Ausstattung
Inzwischen haben wir bei unserem Nissan NV200 folgende Teile ergänzt bzw. eingebaut:
  • Um etwas mehr Spielraum zu haben, tauschten wir die serienmäßige Batterie gegen eine zyklenfeste AGM-Batterie mit 70 Ah aus. Die Lichtmaschine unseres Nissan hat den Wechsel problemlos verkraftet und die Ladespannung entsprechend angepasst (nun 14,7 Volt).
  • Auf den Platz hinter dem WC (siehe Plan) passte gerade noch eine Bordbatterie mit 70 Ah.
  • Der Restraum oberhalb der Bordbatterie genügte zur Installation eines 12 V Lade-Boosters (max. 30 A) und eines 230 V Ladegerätes (max. 8 A).
  • Der Inverter (1.500 W Peak) zur Umwandlung von 12 V DC auf 230 V AC bekam seinen Platz hinter dem Fahrersitz.
  • Zur weiteren Unterstützung unserer Batterie führen wir ein faltbares, mobiles Photovoltaikmodul (52 Watt Peak) mit uns. Dank des 6m langen Verbindungskabels läßt es sich problemlos auf die Sonne ausrichten, selbst wenn wir unseren Evalia-Camper im Schatten geparkt haben sollten.
  • Neben dem vorhandenen Zigarettenanzünder haben wir eine zweite Steckdose (mit Dauerplus) installiert, an der wir die Dauerstromverbraucher oder die Solaranlage anschließen können.
  • Über unserem Essplatz haben wir eine weitere, dimmbare LED-Leuchte (an Dauerminus) eingebaut.
  • Um eine bessere Kontrolle über den Zustand unserer Batterie zu haben, installierten wir einen Batterie-Monitor, der uns genaue Werte bezüglich des Stromverbrauchs und der Restkapazität liefert. 
  • Um unsere Batterie zu schonen, greifen wir auf offiziellen Stellplätzen gerne auf die dort vorhandenen Stromanschlüsse zurück. Nur, wie soll die Netzspannung ins Innere unseres Autos gelangen? In die Karosserie eine Außensteckdose einzubauen, kam für uns nicht in Frage. Daher befestigten wir oberhalb der Starterbatterie eine wasserdichte Box in der sich ein 230 V Stecker befindet, an den wir ein Verlängerungskabel anschließen können. Von der Box aus verlegten wir ein gummiertes Kabel vom Motorraum bis unter den Beifahrersitz. Dort montierten wir einen Kleinverteiler und eine über einen FI abgesicherte Steckdose.


Der Ausbau unseres Nissan hat sich inzwischen bei vielen Touren bewährt! Der NV200 ist für uns der optimale Kompromiss zwischen innerer Größe und äußerer Bescheidenheit!

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Produktionseinstellung Nissan Evalia

Leider wurde die Produktion des Nissan NV200 Evalia im Sommer 2018 überraschend eingestellt. Restexemplare sind zur Zeit aber noch im Handel erhältlich. Nur der Kastenwagen (ohne Fenster) und die Elektroausführung sollen vorerst in Spanien weiter gebaut werden.

Unser Ausbaukonzept läßt sich mit anderen Hochdachkombis leider nicht zu 100% umsetzen. Mal fehlt es an der notwendigen Innenraumhöhe, mal an der lichten Breite zwischen den Radkästen, mal am nicht ebenen, nicht durchlaufenden Boden. Auf die nächstgrößere Fahrzeugklasse (Citroen Spacetourer, Fiat Scudo) auszuweichen wäre für uns persönlich keine Lösung. Beide Wagen sind höher als 1,9m und passen damit nicht unter den Wohnmobilsperren vieler Parkplätze durch. Wen das nicht stört, kann einen Ausbau gerne versuchen!




Falls ihr weitere Fragen zu dem Ausbau unseres Nissan NV200 Campers habt, könnt ihr uns gerne eine Mail unter "guentherjoachimschuck@gmail.com" schicken. Über eure Anregungen und Kommentare würden wir uns freuen!

Martina & Joachim


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